Germany Edition 2025 – Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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EDITORIAL

© LUC BRAQUET

É D I T O

Zu Ihren mechanischen

Diensten

ie Uhrmacherei erinnert in vielerlei Hinsicht

an das Automobil - an seine Welt, seinen

Geist, seine Leistung, seine Fahrzeuge, seine

Motoren… - und das durch alle Epochen hindurch. Diese

Ausgabe führt uns in die Fußstapfen von Uhrenmarken,

die sich an Rennveranstaltungen beteiligen oder an der

Seite von Fahrern stehen; von denen, die von Autos ins-

pirierte Uhren kreieren, und vor allem von denen, die

die Kunst der Mechanik weiterbringen. Als Leitfaden

dienen uns die technischen Raffinessen der Automobile,

die zu den wichtigsten Inspirationsquellen für die schö-

nen Mechaniken der Uhren gehören.

Die mechanische Uhrmacherei von heute weckt

Leidenschaften, die Generationen überdauern und

Gemeinschaften von Sammlern oder Liebhabern her-

vorbringen, die gerne bereit sind, ihre Entdeckungen

mit anderen zu teilen. Einige Uhrenhersteller wenden

sich direkt an sie mit Kreationen in limitierter Auflage

oder sogar Einzelstücken sowie Neuauflagen oder

Neuinterpretationen von Modellen, die mittlerweile

legendär sind. Und auch die Frauen kommen nicht (mehr)

zu kurz. Abgesehen davon, dass sie sich nicht scheuen,

Uhren zu wählen, die auf den ersten Blick maskulin

wirken, profitieren sie von einem immer vielfältigeren

Angebot, insbesondere im Bereich der Komplikationen.

Komplikationen für Damen sind übrigens seit etwa zehn

Jahren Gegenstand einer eigenen Kategorie beim GPHG

(Grand Prix d’Horlogerie de Genève).

Im Sport sind natürlich die Chronographen in Führung.

Mit der Möglichkeit, kurze Zeiten zu messen, wie es die

bei Wettkämpfen verwendeten Zeitmessinstrumente

tun, dringen sie in Welten vor, in denen es auf Leistung

ankommt, in erster Linie in die des Automobils. In die-

ser Ausgabe macht sich Noel Capri unter den Augen der

talentierten Fotografen Luc Braquet und Romin Favre auf

den Weg, um einen roten Faden auf einer Bildstrecke zu

schaffen, auf der Chronographen die Aufmerksamkeit

auf die engen Bande zwischen Uhrenherstellern und

der Welt des Automobils lenken, insbesondere in der

Formel 1, die dieses Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiert.

Was wir in erster Linie feiern, ist die mechani-

sche Uhrmacherei als Kunst: Die Kunst, die sie im

Wesentlichen darstellt, seit sie aus dem Rahmen der

Notwendigkeit und Nützlichkeit herausgetreten ist. Wenn

die Uhrmacherei im oberen Preissegment angesiedelt ist,

ist sie tatsächlich eine Kunst; die 12. in Bezug auf die 12

Stunden, die normalerweise auf den Zifferblättern der

Uhren angezeigt werden. Zum Beweis wurde das «Know-

how der Uhrenmechanik und Kunstmechanik» am 16.

Dezember 2020 in die Repräsentative Liste des imma-

teriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Als Kunstform tritt die mechanische Uhrmacherei

immer häufiger aus dem Schatten und präsentiert sich

in den unterschiedlichsten Inszenierungen. Mehr denn

je tut sie alles, um zu verführen und Leidenschaften zu

wecken. Leidenschaften, die ab diesem Jahr an jedem

10. Oktober eine große Resonanz erfahren werden: Der

10.10. ist der Internationale Tag der Uhrmacherei, ein

Datum, das sich auf die bei Uhren-Fotos übliche 10.10

Uhr-Stellung der Zeiger bezieht. ■

Editorial von Marie Le Berre

E D I T O R I A L