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FOCUS
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F O C U S
F O C U S
© TAKASHI IKEMUR
Sublimierte Zeit
Hermès, die Marke, die Zeit auf ihre Weise
interpretiert, verleiht der Komplikation
„Le temps suspendu“ neue Möglichkeiten,
ihren Zauber zu entfalten. Eine Art, uns
daran zu erinnern, wie kostbar die Zeit ist.
Hermès begann bereits 1928, Uhren zu gestalten. Seit
1978 entwirft und fertigt Hermès diese Uhren in seiner in
der Schweiz ansässigen Tochtergesellschaft La Montre
Hermès. Seit 2003 werden neue Kollektionen mit exklu-
siven Uhrwerken von Vaucher Manufacture Fleurier
ausgestattet, einem renommierten Hersteller, an dem
Hermès 2006 25% des Kapitals erwarb. „Anstatt zu mes-
sen, zu sequenzieren und zu kontrollieren, wagt sich
das Haus an eine andere Zeit, die dazu bestimmt ist,
Emotionen zu wecken, Klammern zu öffnen, Räume
für Fantasie und Erholung zu schaffen“, heißt es in den
Mitteilungen des Hauses.
Die Hermès-Zeit geht seit 2011 ihren eigenen Weg.
Ihren ersten Ausdruck fand sie in „Le temps suspendu“
(aufgehobene Zeit), einer Komplikation, mit der man
tatsächlich die Zeit anhalten kann, und die in diesem
Jahr zurückkehrt. Es folgten 2014 „L‘heure masquée“
(maskierte Zeit) mit einem Stundenzeiger, der sich hin-
ter dem Minutenzeiger verbirgt und Verstecken spielt;
2017 „L‘heure impatiente“ (ungeduldige Zeit), die die 60
Minuten bis zu einem lang erwarteten Termin rück-
wärts zählt; 2019: „L‘heure de la lune“ (Mondzeit), bei
der die Zifferblätter für Zeit und Datum um eine zent-
rale Achse rotieren, um die Mondphasen auf der Nord-
und Südhalbkugel anzuzeigen, und 2022: „Le temps
voyageur“ (reisende Zeit), bei der eine Scheibe über der
Phantasie-Sternkarte eines Pferdeuniversums kreist,
um die Zeit der gewünschten Zeitzone anzuzeigen. Im
Jahr 2025 interpretiert Hermès „Le temps suspendu“ in
den Kollektionen Arceau und Hermès Cut neu.
Die aufgehobene Zeit
„Dieses Jahr sind wir zu den Grundlagen des Hauses
zurückgekehrt, zu seiner einzigartigen Art, die Zeit zu
schreiben. Wir versuchen erneut, die Zeit anzuhalten.
Bei Hermès ist die Zeit kostbar“, sagt Philippe Delhotal,
Kreativdirektor von Hermès Horloger. Wer hat sich nicht
schon einmal gewünscht, den rasenden Lauf der Zeit
anzuhalten? Mit „Le temps suspendu“ von Hermès kann
man dies spielerisch tun. Die verführerischste aller
Komplikationen ist zudem sehr einfach zu bedienen.
Man muss nur einen Drücker betätigen, damit sich der
Stunden- und der Minutenzeiger in einer nicht existie-
renden Stunde um die Zahl 12 herum niederlassen, und
erneut drücken, damit sie ihren jeweiligen Lauf unter
Berücksichtigung der in der Zwischenzeit verstrichenen
Zeit fortsetzen. Das scheinbar einfache Phänomen beruht
auf einem komplexen Mechanismus mit Säulenrädern
und retrograden Zeigern mit einem Aktionsradius
von 360°, der in Partnerschaft mit dem renommierten
Uhrmacher Jean-Marc Wiederrecht, dem Gründer von
Agenhor, entwickelt wurde.
In ihrer ursprünglichen Version, die vom Kaliber H1837
angetrieben wird, verfügt die Komplikation über eine
Datumsanzeige, die an dem Spektakel teilnimmt, indem
der betreffende Zeiger vollständig unter dem Höhenring
zwischen 4 und 7 Uhr verschwindet. So präsentiert sie
sich im Arceau-Gehäuse, einem Klassiker des Hauses
Hermès, den 1978 Henri d‘Origny entwarf. Die „Arceau
Le temps suspendu“, die seit ihrer Einführung verschie-
dene Auflagen erlebt hat, kehrt 2025 in einem Gehäuse
zurück, das von 43 auf 42 mm Durchmesser verkleinert
wurde. Sie zeichnet sich durch ein Zifferblatt aus, das in
der Mitte durchbrochen ist und einen Teil des exklusiven
Moduls sichtbar macht. Gehäuse aus Weiß- oder Rotgold
und Zifferblätter in Blau, Wüstenbraun oder Sattlerrot
(ein tiefes Rot, das an die Farbe der Hermès-Sättel erin-
nert) bilden eine moderne Kollektion mit einem stärke-
ren technischen Charakter als früher.
Gleichzeitig hält „Le temps suspendu“ Einzug in
die 2024 eingeführte Kollektion Hermès Cut, in einem
Gehäuse mit 39 mm Durchmesser, das zwischen rund
und kissenförmig spielt. Die Komplikation, die nun vom
kleineren Kaliber H1912 angetrieben wird, verzichtet auf
die Datumsanzeige und zeigt stattdessen eine schel-
mische Ganganzeige an. Sie sieht aus wie eine kleine
Sekunde, ist es aber nicht: Der Zeiger dreht sich nicht nur
gegen den Uhrzeigersinn, sondern macht in 24 Sekunden
eine volle Umdrehung. Anders als der Datumszeiger
bleibt er nicht stehen und verschwindet auch nicht. Er
bleibt in Bewegung, um anzuzeigen, dass der Lauf der
Zeit dennoch weitergeht, ob die Zeiger nun stillstehen
oder nicht, ohne eine genaue Angabe zu machen, um
den Geist der Schöpfung zu wahren. „Hermès Cut Le
temps suspendu“ wird in zwei Versionen angeboten -
mit Roségoldgehäuse und silbernem Opalinzifferblatt
oder im Roségoldgehäuse, mit 60 Diamanten besetzter
Lünette und silbernem Opalinzifferblatt - sowie in einer
besonders gewagten, limitierten Version - mit rotem
Zifferblatt im Roségoldgehäuse.
Mit diesen neuen Kreationen folgt Hermès einem Weg,
den das Unternehmen wie folgt zusammenfasst: „Im
Jahr 2025 geht ‚Le temps suspendu‘ neue Wege. Diese
Schalkhaftigkeit, die über einen rein mechanischen
Ansatz hinausgeht, lädt dazu ein, sich von zeitlichen
Konventionen zu befreien und den Augenblick zu erfas-
sen. In einem rasanten Rennen, in dem jede Sekunde
gezählt wird, schenkt Hermès seinem Träger Zeit, die
zählt.“ ■ Éric Dumatin
1. HERMÈS Arceau Le temps suspendu. Die aufgehobene Zeit,
eine originelle Funktion, die 2011 für Überraschung sorgte, kehrt
in verschiedenen Formen auf die Bühne zurück. In einem 42 mm
großen Arceau-Gehäuse aus Weiß- oder Roségold enthüllt sie
einen Teil ihres Geheimnisses durch Zifferblätter aus transpa-
rentem Glas in verschiedenen Farben, darunter Sattlerrot. Das
Automatikwerk Hermès H1837 aus eigener Manufaktur zeigt auf
der Rückseite der Uhr seine mit H-Motiven verzierten Brücken
und Schwungmasse.
2. HERMÈS Hermès Cut Le temps suspendu. Die noch junge Her-
mès Cut beherbergt die Funktion „Le temps suspendu” (Die auf-
gehobene Zeit) in einem Gehäuse aus Roségold mit einem Durch-
messer von 39 mm. Sie wird von einem speziellen Automatikwerk
der Manufaktur Hermès angetrieben, dem H1912, das natürlich
mit dem H-Muster des Hauses verziert ist. Das Metallarmband mit
Schnellwechselsystem kann durch ein Kautschukarmband ersetzt
werden. Das Modell mit rotem Zifferblatt ist eine limitierte Auflage.
PHILIPPE DELHOTAL | KREATIVDIREKTOR VON HERMÈS HORLOGER