Germany Edition 2025 – Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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TECH

Die Kunst des Skelettierens

Die intrinsische Schönheit der mechanischen

Uhrmacherei hat ihre Konstrukteure schon früh dazu

veranlasst, sie zu einem ihrer Hauptanziehungspunkte

zu machen. Dieses Streben nach Ästhetik sollte

sich jedoch nicht auf einen Gehäuseboden aus

Saphirglas beschränken, wie es bei fast allen zeit-

genössischen Uhren der Fall ist. Die Uhrmacher

waren nämlich schon sehr früh der Ansicht, dass

sich die Verzierung des Uhrwerks nicht nur auf die

Oberflächenbehandlung seiner Bestandteile durch

verschiedene Gravur- und Poliertechniken beschrän-

ken sollte, sondern auch durch das Entfernen von

Material erreicht werden kann. Mit anderen Worten,

es ging darum, die Konstruktion des Uhrwerks her-

vorzuheben, indem man nicht nur einen freien Blick

auf das gesamte oder einen Teil des Kalibers gewährt,

sondern auch die Komponenten selbst bearbeitet, um

Leichtigkeit und Reinheit der Formen zu erreichen.

So entstanden das Skelettieren und die sogenannte

Ajourage von Uhrwerken.

Bei diesen beiden Techniken werden Öffnungen in

die Oberflächen von Platinen und Brücken geschnitten,

um die Schönheit des Mechanismus zu enthüllen, wobei

Transparenz und Ästhetik im Vordergrund stehen, ohne

die Funktion zu beeinträchtigen. Von Ajourage spricht

man, wenn die Oberfläche teilweise geöffnet wird, um

bestimmte Teile des Uhrwerks zu enthüllen. Beim

Skelettieren hingegen wird die gesamte Struktur des

Uhrwerks maximal erleichtert und verfeinert, um eine

höchstmögliche Transparenz zu erreichen. Auf diese

minutiöse Arbeit, die zunächst durch Drahterosion oder

manuelles Sägen und dann mit einer Feile ausgeführt

wird, folgen das Ziehen der Flanken, das Anglieren und

die sorgfältige Dekoration jedes einzelnen Teils.

Das Skelettieren mag nicht als uhrmacherische

Komplikation im eigentlichen Sinne gelten, da es

keine zusätzliche Funktion zu den grundlegenden

Zeitangaben bietet, dennoch ist es eine äußerst kom-

plexe Arbeit. Und da die Kinetik des Uhrwerks heute

wirklich als Ausdruck einer Kunst angesehen wird, ist

die Skelettierung eine wesentliche Konstante, die in

manchen Fällen sogar die Architektur des Uhrwerks

bestimmt. Das Skelett scheint dann in der Luft zu

schweben, fast so immateriell wie die vergehenden

Sekunden… ■

1. BREGUET Tradition Tourbillon 7047. Die neue Tradition

Tourbillon zeigt starke Farbtöne, die eine der faszinierendsten

uhrmacherischen Komplikationen von gestern bis heute her-

vorheben. Der Mechanismus des Tourbillons mit Antrieb über

Kette und Schnecke ist nun mit blauen Akzenten durchsetzt.

2. GRAND SEIKO Kodo Constant Force Tourbillon. Im Jahr

2022 stellte Grand Seiko seine erste mechanische Komplikation

vor, das Kodo Tourbillon mit konstanter Kraft. Die Geschichte

des Modells wird mit dieser neuen, von der Morgenröte inspi-

rierten Version fortgesetzt, eine Ästhetik, die seine erste Aus-

gabe perfekt ergänzt.

3. AUDEMARS PIGUET Royal Oak Tourbillon Volant

Squelette Sand Gold. Audemars Piguet setzt seine Suche

nach neuen Materialien fort und präsentiert seinen ersten

Zeitmesser in Sand Gold, einer neuen 18-karätigen Goldle-

gierung, die reich an Lichtspielen ist. Die Farbe wechselt mit

den Bewegungen des Handgelenks und dem Lichteinfall und

ist eine Mischung aus Grau- und Rotgold.

4. CHOPARD Alpine Eagle XP TT. Mit Alpine Eagle hat Cho-

pard eine zeitgenössische sportlich-schicke Kollektion geschaf-

fen, die nun einen neuen Zeitmesser hervorbringt. Er bietet

einen vollständigen Einblick in die Mechanik des Uhrwerks

L.U.C 96.17-S: ein Kaliber mit einer Höhe von nur 3,30 mm

und durchbrochenen Komponenten.

Engagierte Uhrmacherei

Mit der Ankündigung der „weltweiten Partnerschaft“

mit Alpine Motorsports im Jahr 2024 hat H. Moser

& Cie. wieder einmal alle überrumpelt. Dies umso

mehr, als diese Partnerschaft das gesamte Spektrum

der Automarke Alpine abdeckt, insbesondere ihr

Engagement in der Welt der Formel 1 mit dem BWT

Alpine F1 Team oder auch in der FIA Langstrecken-

Weltmeisterschaft. Um diese neue Allianz zu besie-

geln, präsentierte H. Moser & Cie. gleich darauf eine

Streamliner Alpine Limited Edition, eine wunderschön

skelettierte, skulpturale Uhr mit Tourbillon und zylin-

drischer Spiralfeder. Zwar sind Verbindungen zwi-

schen Uhrenmarken und Automobilherstellern, die

eine gemeinsame mechanische Leidenschaft verbin-

det, keine Seltenheit, aber H. Moser & Cie. hätte man

in diesem Universum nicht unbedingt erwartet. Und

doch scheint sich das Unternehmen dort wie ein Fisch

im Wasser zu fühlen. „Die Zusammenarbeit ist inter-

essant, weil sie es ermöglicht, neue Gebiete zu erkun-

den, mit anderen Fachleuten neue Dinge zu unter-

nehmen und unterschiedliche Perspektiven zu teilen“,

erklärte Edouard Meylan, CEO von H. Moser & Cie. bei

der Bekanntgabe der Partnerschaft.

Ein Jahr später hat diese Erkundung weitge-

hend Früchte getragen, nicht ohne eine weitere

Überraschung. Wie die Marke erklärt, ging es bei der

Zusammenarbeit mit Alpine Motorsports nie um einen

einfachen Marketing-Gag, sondern darum, „einen

anspruchsvollen, authentischen und engagierten

Weg der gemeinsamen Entwicklung zu beschreiten“.

Zu den jüngsten Entwicklungen gehören zwei neue

Uhren: die Streamliner Alpine Mechanics Edition,

eine Smartwatch, die speziell auf die konkreten

Bedürfnisse eines Formel-1-Teams zugeschnitten

ist, und die Streamliner Alpine Drivers Edition, ein

mechanischer Chronograph mit Flyback-Funktion,

zentraler Minuten- und Sekundenanzeige und ohne

Hilfszähler. Dieser Chrono, der von dem in der Genfer

Werkstatt Agenhor entwickelten AgenGraphe-Uhrwerk

angetrieben wird, wird zum ersten Mal in einer ske-

lettierten Version angeboten. Seine Ästhetik ist das

Resultat der Zusammenarbeit mit den Piloten. Das

Ergebnis ist ein durchbrochenes Zifferblatt, das den

Blick auf das Räderwerk des Uhrwerks freigibt, und eine

Farbkodierung, die zwischen Blau und Weiß schwankt

und sowohl die Geschwindigkeit als auch die Identität

von Alpine zum Ausdruck bringen soll.

Wie H. Moser & Cie. mitteilt, ist dieses Uhrenduo,

das in einer auf 200 Exemplare limitierten Serie ange-

boten wird, der Vorbote einer langen Reihe gemeinsa-

mer Projekte mit einer klaren Linie, nämlich der einer

„nützlichen, engagierten und visionären“ Uhrmacherei.

■ CR

H. Moser & Cie.

Steamliner Alpine Drivers Edition