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F O C U S
Audemars Piguet feiert 150 Jahre
Unabhängigkeit, Innovation und uhr-
macherische Exzellenz. Grund genug
für die Manufaktur aus Le Brassus,
Jubiläumskreationen zu präsentieren, die
ihrer außergewöhnlichen Saga gerecht
werden.
Von Éric Dumatin
Ein Besuch in Le Brassus, im Herzen des Vallée de
Joux, dem Inbegriff einer bukolischen und bezaubern-
den Schweiz, ermöglicht es auch, in die Uhrmacherkultur
einzutauchen, die den Ruf einer Branche geprägt hat,
die auf internationaler Ebene keinen Vergleich zu
scheuen braucht. Und wer von der Uhrenkultur in Le
Brassus spricht, denkt an die allgegenwärtige Präsenz
von Audemars Piguet, „der ältesten unabhängigen und
familiengeführten Manufaktur der Haute Horlogerie“, die
1875 in dem damals rund 1.500 Einwohner zählenden
Dorf gegründet wurde. Anlässlich des diesjährigen 150.
Geburtstags der von Jules-Louis Audemars und Edward-
Auguste Piguet gegründeten Manufaktur kann man nicht
umhin, sich für ihre außergewöhnliche Saga, insbeson-
dere deren vergangene zwei Jahrzehnte, zu begeistern.
AP City in Le Brassus
Will man eine Bestätigung für diesen gewaltigen
Aufschwung finden, reicht ein einfacher Blick auf das
Bauprogramm der Marke. Alles begann, könnte man
sagen, mit dem Musée Atelier, einem 2012 begonne-
nen Projekt, dessen Grundsteinlegung 2017 erfolgte
und das drei Jahre später der Öffentlichkeit zugäng-
lich gemacht wurde. Danach entstand das Hôtel
des Horlogers, ein weiteres Großprojekt, das an den
Firmensitz angrenzt und einen vorzüglichen Standort
für den Empfang bildet. Nach der für das Kundenerlebnis
so wichtigen Empfangsinfrastruktur ging man daran,
die Produktionsanlagen von Audemars Piguet einem
ebenso ehrgeizigen Programm zu unterziehen. „Jedes
Projekt entstand aus ganz bestimmten Gründen“, erklärt
Ilaria Resta, seit Januar 2024 CEO von Audemars Piguet.
„Das Museum wurde konzipiert, um den Menschen die
Marke näher zu bringen, während das Hotel ein Ort der
Gastfreundschaft ist, der allen offen steht. Was die jüngs-
ten Manufakturprojekte betrifft, so haben sie vor allem
das Ziel, unser Wachstum zu unterstützen, insbeson-
dere im Bereich der Komplikationsuhren, einer unse-
rer Prioritäten.“
Ende 2021 weihte Audemars Piguet die Manufacture
des Saignoles in Le Locle ein, in der die früher unter dem
Namen Renaud et Papi bekannten Werkstätten unter-
gebracht sind, eine Struktur, die sich den Mechanismen
komplizierter Uhren widmet, in den 1990er Jahren über-
nommen wurde und heute über 200 Mitarbeiter zählt.
2021 erwarb die Marke auch eine ehemalige pharma-
zeutische Produktionsstätte in Meyrin vor den Toren
Genfs, um dort nach Umbau und Erweiterung ihre
Genfer Aktivitäten in der Herstellung von Gehäusen
und Armbändern zusammenzufassen. Der Standort,
der ab Anfang 2026 mit rund 300 Mitarbeitern in Betrieb
gehen soll, wird auch den Pol Neue Technologien der
Manufaktur beherbergen. Hinzu kommt das immense
Projekt der Manufaktur in Le Brassus, die den Standards
von Minergie Eco© entspricht und in zwei Etappen
geplant ist. Die erste, die bis zum diesjährigen Jubiläum
abgeschlossen sein wird, bestand darin, ein Gebäude
in Form eines Kreissegments um die Manufacture des
Forges aus dem Jahr 2008 zu errichten. Die zweite Phase
wird sich auf ein Projekt konzentrieren, das die eigent-
liche Manufacture des Forges betrifft, um den aktuel-
len und zukünftigen Bedürfnissen der Marke gerecht
zu werden. Audemars Piguet hat weltweit etwa 3000
Mitarbeiter und weiß, wie man sich auf die Zukunft vor-
bereitet.
Ein exklusives Unversum
Die Fähigkeit zur Antizipation, die es der Marke
ermöglicht hat, nach und nach in den Club der presti-
geträchtigsten Manufakturen aufzusteigen, mit einem
Umsatz 2024 von über 2 Milliarden Schweizer Franken
laut dem Bericht von Morgan Stanley und LuxeConsult,
beschränkte sich jedoch nicht nur auf industrielle
Aspekte. Audemars Piguet bewies außergewöhnliche
Weitsicht bei der Schaffung eines ebenso originellen
wie exklusiven Umfelds, das der Entwicklung seiner
Uhrengeschäfte förderlich war. Zunächst sah man die
Marke an der Seite berühmter Sportler, insbesondere im
Tennis mit Serena Williams und vor allem im Golfsport
mit einer Gruppe von Champions um die Legende Sir
Nick Faldo. Aber auch wenn der Sport ein hervorragender
Träger von Emotionen bleibt, da er Werte wie Präzision,
Geduld und Zähigkeit verkörpert, die den Tugenden der
Uhrmacherei nahe stehen, wandte sich Audemars Piguet,
wieder einmal als Vorreiter, weiteren Horizonten zu.
Die Marke hat sich nämlich der Welt der Kunst
und der Musik angenähert, mit dem Postulat, dass
die Zeitmessung ohne ihre ästhetische und kreative
Dimension nichts wäre. „Audemars Piguet ist überzeugt,
dass Kreativität die Kultur nährt, Menschen verbindet
und unserem Leben einen Sinn verleiht“, erklärt das
Unternehmen. Seit 2012 hat es rund 20 Künstler bei ihrem
Vorhaben unterstützt, deren Werke unter anderem von
der Landschaft des Vallée de Joux inspiriert sind, und
fast 60 Ausstellungen orchestriert, insbesondere an der
Art Basel. Dasselbe gilt für den Musikbereich, wo unter
anderem eine Partnerschaft mit dem Montreux Jazz
Festival eingegangen wurde, und nicht zu vergessen die
Stiftungen von Audemars Piguet. Die Stiftungen sind seit
1992 in den Bereichen Umwelt, soziale Gerechtigkeit und
Bildung tätig und setzen sich „für eine nachhaltige Welt
ein, in der jeder Einzelne sein volles Potenzial in wider-
standsfähigen und selbstbestimmten Gemeinschaften
entfalten kann“. Und um die ganze Ernsthaftigkeit des
um diese Grundwerte herum aufgebauten Universums
deutlich zu machen, gibt es nichts Besseres, als beson-
dere Treffpunkte anzubieten: die AP Houses, von denen
das erste 2017 in Mailand eingeweiht wurde. Seitdem
haben sich diese „zweiten Zuhause“ für Liebhaber der
Marke in den wichtigsten Städten der Welt vervielfacht.
Im Mai 2025 zählte Audemars Piguet 23 AP Houses, dar-
unter kürzlich eröffnete in Singapur und Hongkong.
150 Jahre in Führung